Mittwoch, 28. Januar 2015

Was mir auf der Seele brennt!

Von Paul Klee stammt der Satz: "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." Schon lange bevor ich diese Äußerung kannte habe ich mit ihr überein gestimmt, was mich dazu bringt als geeignete Themen für eine künstlerische Bearbeitung im allgemeinen nur solche zu betrachten, in denen ich Unsichtbares (nicht selten auch für mich) wahrzunehmen glaube. Umgekehrt fühle ich mich angehalten Themen die sich mir klar erschließen und zu denen ich in der Lage bin meinen Standpunkt in unmissverständlichen Worten wieder zu geben auch in dieser Weise auszudrücken. Es gibt den Begriff der künstlerischen Verschlüsselung - bei dem folgenden Thema ist es mir ein Anliegen von jeder Verschlüsselung ausdrücklich Abstand zu nehmen.

Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz, usw.

Ich will meine Position klar machen damit jeder sieht wo ich stehe und mich niemand als Freund betrachtet, den ich nicht zum Freund haben will! Keinesfalls bilde ich mir ein hier irgend jemanden überzeugen zu können. 

Ich bin angewidert!

Ich bin angewidert von den Pegida Demonstrationen. Es ist wichtig sich zu erinnern, dass der Anlass hierfür keineswegs die Attentate von Paris waren, sondern, eine ganze Weile vorher, die "Sorge", dass in der Nähe Flüchtlinge untergebracht werden könnten. Eine solche, rücksichtslos verallgemeinernde, Bewegung ist immer unerfreulich, wäre sie eine Reaktion auf ein Verbrechen oder eskalierende soziale Probleme hätte man wenigstens eine Diskussionsgrundlage gehabt, da es sich aber nur um eine lärmende Verweigerung von Nächstenliebe handelt ist die Schmach für unser ganzes Land nicht abzumildern. Ich musste mit Überraschung feststellen, dass ich Patriot genug bin um mich für Pegida zu schämen, auch wenn ich mit ihnen nun wirklich nichts zu schaffen habe.

Ich bin angewidert von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit die sich in Deutschland schon lange vor Pegida immer breiter gemacht haben, salonfähig gemacht durch Schriften wie die von Sarrazin und scheinbar legitimiert durch die Anschläge vom 11. September 2001. Seitdem sind speziell die Muslime zum Abschuss freigegeben.

Ich bin angewidert von Politikern, die sich bei diesem Thema winden, Verständnis für die "Ängste" der Rassisten beteuern wo es höchste Zeit wäre hier klar Position zu beziehen. Ich habe kein Verständnis für diese Ängste! Die größte Gefahr geht von den Rassisten aus und jeder der auch nur einen Funken Vaterlandsliebe besitzt darf diesen Leuten Deutschland nicht überlassen. (Um nicht ungerecht zu sein will ich erwähnen, dass die Kanzlerin, mit der ich ansonsten selten übereinstimme, in ihrer Neujahrs Ansprache hier ungewöhnlich klare Worte in meinem Sinne gefunden hat und dass nach der Anschlägen von Paris die meisten Politiker der großen Volksparteien sich vorsichtig und differenziert geäußert haben.)

Ich bin angewidert davon, dass wir zulassen, dass sich die Rassisten Themen kapern die auch mich erschüttern, als ob diese ihnen gehörten, so wie Zwangsheirat und weibliche Beschneidung. Interessanter Weise lautet der Lösungsvorschlag üblicherweise: "Keinen mehr rein lassen und die die schon da sind rausschmeißen." Gerade so als ob die potenziellen Opfer - meist junge Muslimas - in ihren Heimatländern nicht mehr gefährdet wären. Ich fordere das Recht ein diese Dinge abscheulich zu finden, ebenso wie Ehrenmorde, Terroranschläge und ISIS, ohne damit in die Nähe der Rassisten zu geraten. 

Und das ist etwas was mir besonders sauer aufstößt: Wenn wir uns wirklich sorgen um die oben genannten Themen machen dann sind diese beschämenden Entwicklungen in Deutschland kontraproduktiv.  Fortschrittlich denkende Muslime werden dadurch in die Rückständigkeit gescheucht. Sei es dass sie einfach nicht in der Heimatlosigkeit zwischen den Fronten landen wollen, nicht anerkannt von den Deutschen und von den Ihren als Arschkriecher oder gar Verräter betrachtet. Sei es, dass die giftige Saat unserer eigenen Rassistischen Hassprediger bei Ihnen zumindest insofern aufgeht, dass sie ihnen abnehmen die schlimmsten Bräuche seien untrennbar damit verbunden ein Moslem zu sein.  

Ich bin angewidert von den Kriegsgewinnlern der AfD. Mir wird speiübel wenn ich bedenke, dass diese Partei in ihrem Programm bezüglich der Migrationspolitik, welches sich ansonsten keineswegs großzügig darstellte, Flüchtlinge (Asylanten) ausdrücklich ausgenommen hatte, nun aber auf einer, gezielt gegen Flüchtlinge gerichteten, Welle mit schwimmt und ihre Vorteile daraus zieht, während sie gleichzeitig ein klareres Profil als eine ihrer Stärken sieht.

Toleranz für Intoleranz ist ein Paradoxon 

Es fällt schwer zu glauben, dass es jemand mit der Forderung seine Intoleranz zu tolerieren wirklich ernst meint. Wenn ich beobachte wie jemand ein Haus anzünden will glaube ich nicht tolerieren zu müssen, dass der dieses Haus eben brennen sehen will. Dieses Bild ist nicht zufällig gewählt, denn genau das sind Rassisten: Brandstifter, Brunnenvergifter! 

Ich fürchte keine neuen KZts - noch nicht. Ich fürchte vor allem, dass die Atmosphäre in unserem Land unerträglich wird. Wie das aussieht kann man Weltweit an vielen Orten beobachten wir selbst kennen diesen Zustand vor allem aus der Vergangenheit in der Zeit nach der Machtübername (NS), bevor das große Morden losging. Nichts davon ist es wert kopiert oder wiederholt zu werden.

Genauso fürchte ich, dass die Bürger mit Migrationshintergrund irgend wann anfangen sich tatsächlich so zu benehmen wie ihnen jetzt nur unterstellt wird. Ist Ihnen aufgefallen wie überraschend ruhig sich vor allem Muslime verhalten, bedenkt man was in den letzten Jahren alles über sie geschrieben und gesagt wurde.

Sonntag, 11. Januar 2015

Nous sommes Charlie

Gerade war ich dabei eine Stellungnahme zum Thema Ausländerfeindlichkeit in Deutschland zu verfassen da erreichte mich die Nachricht von der Attentat auf Charlie Hebdo. Was mich dazu treibt in meinem Kunstblock einen solchen Text veröffentlichen zu wollen - nüchtern, sachlich, ohne jede künstlerische Zutat - existiert unvermindert weiter, und ich werde das Vorhaben auch verwirklichen. 

Aber ich kann die Tragödie von Paris nicht ignorieren, zumal die Opfer Kollegen waren. Einer meiner Freunde aus dem Comic Umfeld kannte einige von ihnen persönlich. Ich denke es sind nicht viele Worte nötig diesen Anschlag und die darauf folgenden Bluttaten zu verurteilen. Diese Aufgabe wird von anderen übernommen. 

Ich fürchte allerdings eine doppelte Tragödie: Charlie Hebdo war ein links alternatives Satire Magazin und als solches der extremen Rechten in Frankreich und vorneweg Marine Le Pen keineswegs freundlich gesonnen. Der Gedanke das gerade diese aus dem Schicksal der Kollegen Vorteile ziehen könnten ist unerträglich.

Ich kann nicht wissen ob die Terroristen nur eine kleine Gruppe waren, oder einer großen Organisation angehörten, ob diese, falls es sie gibt eine weiter gefasste Strategie verfolgten oder nur Unruhe stiften wollten. Was ich aber sicher sagen kann ist, dass, sollte irgend wer tatsächlich das Ziel verfolgen die Demokratie, den Rechtsstaat und die offene Gesellschaft in Europa und den USA zu zerstören, ein geglückter Anschlag dieser Art vollkommen ausreicht, wie die Vergangenheit zeigt, da wir selbst den Rest erledigen. Nach dem 11. September 2001 wurde in den USA weitgehend die Rechtsstaatlichkeit außer Kraft gesetzt, Menschen ohne Haftbefehl Jahre lang festgesetzt und (außerhalb der eigenen Grenzen) gefoltert. In Deutschland scheiterten eine Reihe von Gesetzentwürfen, mit denen die Grundrechte einschränkt worden wären, an der Verfassung.

Ich kann nur hoffen, dass dieses Mal, der Angriff auf die Pressefreiheit keine Kräfte nach oben spült, die, neben anderem, eben dieser Pressefreiheit den Garaus machen werden.